„Platt höört to uns, as de Imm op de Bloom”

Rede im Landtag zzum Thema "Niederdeutsch ist Teil der schleswig-holsteinischen Identität" (26. August 2020)

„Plattdeutsch gehört zum echten Norden ebenso wie das Wattenmeer“ –so kann een dat op de Internetsiet von uns Regierung op Hoochdüütschleesen. De Grund för den Snack weer een lütte Fierstunn, de al to Anfang von düt Johr stattfunnen hett und wo unsen Kolleeg Johannes Callsen in sien Funktioon as ‚Beopdrogten för de Minnerheiten in uns Land‘ de Arbeit un dat Doon von den ‚Plattdütschen Root‘ würdigt hett.

Eegentlich schull ok de Landdach al veel fröher en Chance hebben, üm den Plattdütschen Root to groleern – man denn keem ‚Corona‘ un allens keem en tietlang dörcheenanner. Man nu is dat so wiet und wi köönt uns ok von düsse Stee bi den Plattdütschen Root för sien Initiativen un dat Engagement för de plattdütsche Sprook bedanken.

Nodem de ‚Europäische Sprachencharta‘ to Geltung keem, hett sik in dat Johr 2000 de ‚Plattdütsche Root‘ ünner dat Dack von den SHHB inricht un veel för das Plattdütsche op den Wech bröcht. De sööben Mooten von den Root sünd ok dorbi, wenn wenigstens eenmol in’t Johr de ‘Biroot Nedderdütsch‘ von den Sleswig-Holsteenschen Landdach tohoopen kummt.

Dor föhrt se besonners in de Arbeitsgruppen ‚Bildung‘ un ‚Medien‘ dat Woort. Tosomen mit all de annern Lüüd, de sik in den Biroot för dat Plattdütsche in uns Land insetten doot, sünd dor in de vergangenen Johren gode un wichtige Anregungen mookt worrn. So hebbt wi al to Tieden von de ‚Küstenkoalition‘ in’t Johr 2014 den ‚Handlungsplan Sprachenpolitik‘ op den Wech bröcht. Doran is denn wieder rümdoktert worrn un 2019 is dor de Runderlass ‚Niederdeutsch in der Schule‘ bi rutkoomen.

No düssen Erlass ward dat ‚Modellschulangebot‘, wat dat jo vörher al geben hett, wieder utbaut un man hett nu dat Ziel von een „systematischen Spracherwerb innerhalb des Niederdeutsch-Unterrichts“ – schall heeten: de Schölers schöllt nich bloots wat öber Plattdütsch to weeten kriegen, se schöllt ok richtich lernen, Plattdütsch to snacken.

Mi persöönlich is in den Runderlass een Satz wichtig, wo dat heeten deit, dat „bestehende und geplante Unterrichtsstrukturen zum niederdeutschen Spracherwerb an Schulen, die nicht der Gruppe der Modellschulen zugerechnet werden, gefestigt und weiterentwickelt werden sollen“. Ik meen, dat is an de Tiet, dat Kinner un junge Lüüd, öberall de Chance hebben schöllt, Plattdütsch to lernen. Un dat hett sienen Grund: No een Umfrooch von das Institut för Nedderdütsche Sprook (INS) hebbt 60 % von de Lüüd, de in Sleswig-Holsteen froocht worrn sünd, secht, dat se ehr Kind in een ‚plattdüt-schen Kinnergoorn‘ schicken worrn, wenn dat denn so een in de Neechte geben deit.

Dormit dat Plattdütsche avers nich mit dat Singen von plattdütsche Kinnerleeder un bi dat Lernen von een poor Wöör stohnblieven deit, mutt dat Erlernen von der plattdütsche Sprook jeweils to dat Öller von de Schölers passen un dat Angebot mutt öber der gesamte Schooltiet gohn.

Nu nöömt de INS-Umfrooch för Sleswig-Holsteen zwar, dat noch bummelich 60% von de Lüüd meent, se köönt „goot“ oder „heel goot“ Platt verstohn – man bloots een Viddel hett secht, dat se ok jüst so goot Platt snacken köönt.

Kiekt een sik dat Öller von der Lüüd an, kricht een gau klor, dat dat Plattsnacken ümmer weniger ward, je jünger de Snackers sünd. Von de, de ünner twinnich Johr oolt sünd, gifft dat kuum noch een, de sien Plattsnacken wirklich „goot“ nöömen deit. Wenn dat richtich ist, dat „das Niederdeutsche für Schleswig-Holstein eine kultur- und identitätsprägende Bedeutung hat“ (so steiht dat in den Runderlass von dat Ministerium) –un ik glööv, dat is richtich! – denn schull de Förderung von dat Plattdütsche un ganz besonners ok de Chance, de Sprook to lernen, in de Primarstufe un de Sekundarstufe I un II un nich toletzt ok in de beruflichen Bildung as Angeboot stohn.

Wokeen de plattdütsche Sprook versteiht und sölben snacken kann, hett een ganz annern, veel intensiveren un wohl ok nohaltigen Togang to de veelen kulturellen un historischen Besonnerheiten in uns Land. Dat is mehr as de Gevelinschriften an ole Hüüs un Strooten- un Flurnoomen oder de Teilhabe un dat Verstohn von plattdütsche Kulturangebote as Theoter, Böker un Musik.

Dat is „Kommunikation“ – also Snacken und Verstohn –in een Sprook, de för veele Lüüd een „regionales Bindeglied“ is –also dat, wat een dat Gefühl geben deit: Hier bün ik tohuus – hier höör ik hin! To’n Schluss koomen will ik mit een bildhaften Vergliek, denn ik op de Siet von dat ‚Länderzentrum för Nedderdütsch“ funnen heff. Dor steiht: „Platt höört to uns, as de Imm op de Bloom“. Wöllt wi uns dorför insetten, dat dat de Immen goot geiht und dat dat keen ‚Immendoot‘ („Bienensterben“) geben deit.

Hochdeutsche Übersetzung:

„Plattdeutsch gehört zum echten Norden ebenso wie das Wattenmeer“ –ist in dem Beitrag auf der Internetseite unserer Landesregierung zu lesen. Anlass war bereits Anfang dieses Jahres die Feierstunde, bei der Johannes Callsen als Minderheitenbeauftragter des Landes die Arbeit des Plattdeutschen Rates würdigte und zu dessen 20-jährigen Bestehen gratulierte.

Der Corona-Pandemie ist es geschuldet, dass sich der Landtag leider erst jetzt ebenfalls für die Initiativen des Plattdeutschen Rates und dessen Engagement für die plattdeutsche Sprache bedanken kann. Nach dem Inkrafttreten der Europäischen Sprachencharta ist der Plattdeutsche Rat seit dem Jahr 2000 unter dem Dach des SHHB aktiv. Die gewählten Mitglieder gehören zum mindestens einmal jährlich zusammenkommenden ‚Beirat Niederdeutsch‘ beim Schleswig-Holsteinischen Landtag und arbeiten dort insbesondere in den Arbeitsgruppen ‚Bildung‘ und ‚Medien‘ oft federführend mit.

In guter Zusammenarbeit mit allen Netzwerkern, die für die niederdeutsche Sprache im Land tätig sind, konnten so Anregungen und Impulse gesetzt werden. In Zeiten der Küstenkoalition haben wir 2014 den geltenden ‚Handlungsplan Sprachenpolitik‘ erstellt. Er ist weiterentwickelt worden und zum Runderlass ‚Niederdeutsch in der Schule‘ überarbeitet worden. Danach wird das bereits existierende Modellschulangebot mit dem Ziel eines systematischen Spracherwerbs innerhalb des Niederdeutsch-Unterrichts ausgebaut werden.

Wesentlich scheint mir dabei das im Runderlass (vom 18. Mai 2019) formulierte Ziel, dass „bestehende und geplante Unterrichtsstrukturen zum niederdeutschen Spracherwerb an Schulen, die nicht der Gruppe der Modellschulen zugerechnet werden, gefestigt und weiterentwickelt werden sollen“. Die Chance, Plattdeutsch in allen Schulstufen und Schularten sowie bereits in Kindergärten bzw. Kitas erlernen zu können, ist gering.

Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Niederdeutsche Sprache (INS) ergab, dass 60 Prozent aller Befragten in Schleswig-Holstein ihr Kind in einen „plattdeutschen Kindergarten“ schicken würden, wenn dies wohnortnah angeboten würde. Damit der Kontakt zur plattdeutschen Sprache jedoch nicht beim Singen von plattdeutschen Kinderliedern und dem Erlernen eines minimalen Grundwortschatzes endet, muss der aktive Spracherwerb altersgerecht auch über die gesamte Schulzeit anboten werden.

Die eben erwähnte INS-Umfrage nennt für Schleswig-Holstein zwar, dass noch rund 60 Prozent aller Befragten meinen, sie könnten gut bis sehr gut Platt verstehen, doch nur ein Viertel gab an, entsprechend gut die plattdeutsche Sprache sprechen zu können. Ein Blick auf das Alter der Sprecher macht jedoch sehr deutlich, dass die Kompetenz, Plattdeutsch zu sprechen, bei jungen Plattsprecher*innen kontinuierlich abnimmt. Von den unter Zwanzigjährigen gibt es deshalb kaum Befragte, die ihr Platt als „gut“ bezeichnen.

Wenn es richtig ist, dass „das Niederdeutsche für Schleswig-Holstein eine kultur-und identitätsprägende Bedeutung hat“ (Zitat aus Runderlass des Ministeriums) –und ich glaube, dass dies so ist – dann sollte die Sprachförderung und explizit auch die Chance auf Sprachvermittlung in der Primarstufe und der Sekundarstufe I und II sowie nicht zuletzt auch in der beruflichen Bildung angeboten werden.

Wer die niederdeutsche Sprache selbst verstehen und sprechen kann, erhält einen intensiveren und sicherlich auch ‚nachhaltigeren‘ Zugang zu den vielen kulturellen und historischen Besonderheiten in unserem Land. Das ist mehr als Giebelinschriften und Straßen-und Flurnamen oder Teilhabe und Verstehen von plattdeutschen Kulturangeboten wie beispielsweise Theater, Bücher und Musik. Es ist die Kommunikation in einer Sprache, die für viele regionales Bindeglied ist.

Schließen möchte ich mit einem bildhaften Vergleich, den ich auf der Begrüßungsseite des ‚Länderzentrums für Niederdeutsch‘ fand. Dort steht: „Platt höört to uns, as de Imm op de Bloom“. Setzen wir uns dafür ein, dass es – auch in diesem übertragenden Sinne – nicht zu einem Bienensterben kommen wird.

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