Die Zerschneidung der Landschaft ist ein Treiber des Artenrückgangs

Die SPD spricht mit ihrem Antrag ein wichtiges Thema an. Die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und ist ein Treiber des Artenrückgangs. Dabei geht es nicht nur darum, dass viele Wildtiere auf unseren Straßen getötet werden. Das ist natürlich auch ein Problem, nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Verkehrssicherheit. Aber das größere Problem, und das ist vielen Menschen vermutlich nicht bewusst, ist die genetische Verarmung der Populationen, die aufgrund der Barrierewirkung der Verkehrswege entsteht.

16.12.21 –

Presseinformation

Nr. 376.21 / 16.12.2021

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Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 20 – Wildwegeplan für Schleswig-Holstein

Dazu sagt der landwirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Voß:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die SPD spricht mit ihrem Antrag ein wichtiges Thema an. Die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und ist ein Treiber des Artenrückgangs. Dabei geht es nicht nur darum, dass viele Wildtiere auf unseren Straßen getötet werden. Das ist natürlich auch ein Problem, nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Verkehrssicherheit. Aber das größere Problem, und das ist vielen Menschen vermutlich nicht bewusst, ist die genetische Verarmung der Populationen, die aufgrund der Barrierewirkung der Verkehrswege entsteht.

Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten ist ein wichtiger Aspekt der biologischen Vielfalt. Ohne diese Vielfalt, diese Durchmischung der Gene, sind Populationen auf längere Sicht nicht überlebensfähig, denn sie sind nicht fähig zur Anpassung an sich verändernde Gegebenheiten. Und dass sich die Gegebenheiten verändern werden, dafür sorgt allein schon der Klimawandel.

Arten, beziehungsweise deren Populationen brauchen Möglichkeiten zur Wanderung, das wäre auch ohne den menschengemachten Klimawandel so. Besonders gilt dies für Arten, die zu unterschiedlichen Phasen ihrer Lebenszyklen unterschiedliche Habitate nutzen. Ein gutes Beispiel sind Kröten, die sich bekanntermaßen alljährlich im Frühjahr auf die Wanderschaft zu ihren Laichplätzen begeben. Aber dies trifft auch für viele weniger bekannte Arten zu. Und nicht nur Individuen wandern im Laufe ihres Lebens, sondern die Populationen insgesamt verlagern ihren Lebensraum. Letzteres trifft übrigens auf Wildpflanzen genauso zu wie auf Wildtiere.

Die Ausbreitung geschieht über lange Zeiträume. So gibt es Arten, die sich während der letzten Eiszeit in wärmere Gefilde zurückgezogen haben und immer noch auf dem Rückweg sind, flapsig gesprochen. Daher ist es wohl einleuchtend, dass eine Anpassung der Arten an den durch uns Menschen extrem beschleunigten Klimawandel erst recht auf eine gewisse Durchlässigkeit der Landschaft angewiesen ist.

Ich bin daher froh, dass die SPD dieses Thema anspricht. Das Ansinnen, die Landesregierung möge bis April nächsten Jahres einen Wildwegeplan vorlegen, ist allerdings absurd. In der Opposition möchte die SPD eben immer alles, und zwar sofort. In Zeiten, in denen sie den Verkehrsminister gestellt hat, war sie in der Hinsicht zurückhaltender.

Es gibt in unserem Land nur noch wenige, unzerschnittene verkehrsarme Räume. Nach einer Definition des Bundesamtes für Naturschutz sind dies Räume mit mindestens 100 Quadratkilometer Größe, die nicht von Verkehrswegen zerschnitten sind. Vorderstes Ziel muss es sein, diese zu erhalten.

Darum wollen wir Grüne auch keine neuen Verkehrswege bauen, sondern die vorhandene Infrastruktur erneuern. Dabei muss dann auch, wo das in der Vergangenheit nicht ausreichend geschehen ist, das Wanderverhalten von Wildtieren berücksichtigt werden. Zum Beispiel in Form von Querungshilfen oder in Form von Straßen- und wegbegleitenden Strukturen. Realistischerweise kann dies nur im Zuge von Instandsetzungsarbeiten oder Umbauarbeiten geschehen. Dazu bedarf es einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit.

Dies hat auch die Landesregierung erkannt und in der Biodiversitätsstrategie berücksichtigt. Dort ist vorgesehen, bis 2023 eine Fachkonzeption zu erstellen. Das MELUND, gemeinsam mit dem LLUR als Naturschutz-Fachbehörde, den UNB und der Straßenbauverwaltung. Diese wird mögliche Maßnahmen aufzeigen, auch in ihrer Priorisierung, um sie dann sukzessive umzusetzen.

Den SPD-Antrag werden wir ablehnen.

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Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
im Schleswig-Holsteinischen Landtag

Claudia Jacob
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Verantwortlich für die Herausgabe dieses Pressetextes: Ole Liepolt

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