Alte Sorten erhalten durch Aufessen

11.03.21 –

Zur gestrigen (10. März 2021) Anhörung zur Förderung zum Erhalt seltener Nutztierrassen und Kulturpflanzen im Umwelt- und Agrarausschuss des Landtages sagt der agrarpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Voß:

 

Für die Ernährungssicherung der Zukunft ist die Erhaltung tier- und pflanzengenetischer Ressourcen an den Standorten von ähnlicher Bedeutung wie der Schutz der Böden und der Klimaschutz. Dazu gehört auch der Schutz der Vielfalt der Kulturpflanzen auf dem Acker, dem Grünland sowie im Garten. Dazu gehören auch deren Wildformen.

 

Wir brauchen ein Kompetenzzentrum, das Wissen bündelt, Akteur*innen vernetzt und Aktivitäten koordiniert. Ein Aspekt dabei wäre die Unterstützung des Aufbaus einer durch ein Label gestützten Vermarktung von Produkten aus alten Sorten und Rassen - nach der Devise ‚Erhalten durch Aufessen‘. Die bestehende Förderung zum Erhalt bedrohter Haustierrassen wird allein nicht ausreichen, die Vielfalt zu sichern. Zweinutzungsrassen wie zum Beispiel das alte Rotbuntrind weisen gegenüber einseitig gezüchteten Hochleistungstieren unter den bestehenden Rahmenbedingungen zwar ökonomische Nachteile auf, auf lange Sicht und unter Berücksichtigung des Gemeinwohls betrachtet überwiegen aber die Vorteile, die auch zukünftig für die Optionen einer erfolgreichen, züchterischen Entwicklung unverzichtbar sein können. Sie können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Schleswig-Holsteinischen durch Weidehaltung geprägten Kulturlandschaft leisten und sind nicht nur als Kulturgut erhaltenswert.

 

In der Agrarförderung der EU sollte dies stärker berücksichtigt werden. Eine stärkere Orientierung der Züchtung auf die Herausforderungen der verschiedenen Standorte, Gesundheit, Langlebigkeit und Robustheit sowie Mehrfachnutzung könnte auch den Tierschutz in der Nutztierhaltung voranbringen. Im Bereich der Kulturpflanzen hat die Vielfalt in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen. Diese Entwicklung geht einher mit einer gefährlichen Konzentration im Saatgutmarkt, der mittlerweile weltweit von nur wenigen Konzernen dominiert wird. Ein Umsteuern ist dringend erforderlich.

 

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